Die Schäferhundkeratitis

Die Hornhautentzündung des Schäferhundes


Wie ist die Hornhaut aufgebaut?

Die Hornhaut kann auch als Fenster des Auges bezeichnet werden. Sie stellt die vordere, kuppelartige Begrenzung des Augapfels dar. Sie ist wesentlich an der Brechung der Lichtstrahlen und somit am Sehvorgang beteiligt. Die gesunde durchsichtige Hornhaut hat eine glatte und durch den Tränenfilm stets feuchte Oberfläche. Beim Hund ist die Hornhaut zwischen 0,6 und 0,8 mm dick und setzt sich aus vier Schichten zusammen. Die Ernährung der gefäßlosen Hornhaut erfolgt über das innere Auge und über den Tränenfilm. Die Hornhaut ist reich an Nervenfasern, daher kommt es bei Entzündungen oder Verletzungen zu Schmerzreaktionen in Form von Tränen und Zukneifen des betroffenen Auges.
Was versteht man unter der Schäferhundkeratitis?

Die Schäferhundkeratitis (medizinischer Fachausdruck: Keratitis superfizialis chronica) ist eine chronisch verlaufende Entzündung der Hornhaut. Oftmals ist auch die Bindehaut bzw. das dritte Augenlid (Nickhaut) mitbetroffen. Diese Entzündung wird als "Schäferhundkeratitis" bezeichnet, da sie vornehmlich beim Deutschen Schäferhund und dessen Mischlingen auftritt. Ähnliche Erkrankungsbilder sind auch bei anderen Hunderassen (Collie, Pudel, Dackel, Greyhound, Hovawart) beschrieben.
Wie äußert sich die Schäferhundkeratitis?

Die Schäferhundkeratitis beginnt nahezu immer im äußeren Augenwinkel beider Augen und tritt in der Regel zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr des Hundes in Erscheinung. Am äußeren Hornhautrand entstehen rötlich-weiße bis speckige Auflagerungen, die anfangs auf den äußeren Anteil der Hornhaut beschränkt sind und sich im Laufe der Zeit in die Mitte der Hornhaut ausbreiten und in schlimmen Fällen die gesamte Hornhaut bedecken können. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer Dunkelverfärbung der veränderten entzündeten Hornhautbezirke durch Pigmenteinlagerungen. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig und regelmäßig behandelt, so kann sie zur vollständigen Erblindung des Hundes führen. In einigen Fällen ist auch die Bindehaut bzw. das dritte Augenlid mitbeteiligt, was sich in einer starken Schwellung und Rötung des dritten Augenlides im inneren Augenwinkel äußert.

Wie entsteht die Schäferhundkeratitis?

Die genauen Mechanismen dieser Erkrankung sind noch nicht im Detail bekannt. Man geht von einer Entgleisung des Abwehrsystems aus, bei welcher der Organismus des Hundes Abwehrstoffe (Antikörper) gegen körpereigenes Gewebe (in diesem Falle die Hornhaut) bildet. Man spricht dann Von einer autoimmunbedingten Erkrankung. Durch diesen Prozeß entstehen die beschriebenen Entzündungserscheinungen der Hornhaut. Die Erblichkeit dieser Erkrankung beim Schäferhund ist sehr naheliegend, zumal auch familiäre Häufungen dieser Erkrankung auftreten und eine deutliche Rassedisposition nachgewiesen ist. Neben dieser erblichen Komponente gibt es auch äußere Einflüße, die diese Erkrankung auslösen können. In diesem Zusammenhang kommt insbesondere dem ultravioletten Strahlungsanteil des Sonnenlichtes eine wichtige Bedeutung zu, was den gehäuften Beginn der Erkrankung gerade im Frühjahr und Sommer erklärt.


Was sind die Folgen der Schäferhundkeratitis?

Unbehandelt verläuft die Krankheit schubweise progressiv, d.h. in regelmäßig wiederkehrenden Entzündungsschüben, wobei die Hornhaut durch die fortschreitende Pigmentierung ihre Durchsichtigkeit verliert. Da diese Erkrankung im allgemeinen beidseitig auftritt, kommt es früher oder später zur vollständigen Erblindung des Hundes.


Wie kann die Schäferhundkeratitis behandelt werden?

Das Ziel der Behandlung ist es, akute Krankheitsschübe schnellstmöglich unter Kontrolle zu bringen und weitere zu vermeiden. Eine Heilung im eigentlichen Sinne ist nach heutigem Wissensstand jedoch nicht möglich. Der Schäferhundkeratitis liegt eine "Fehlreaktion" des Immunsystems zugrunde; daher besteht die Therapie in der Unterdrückung dieser überschießenden Immunreaktion am Auge des Hundes mit örtlichen Kortison- und/oder Cyclosporingaben in Form von Augensalben oder Augentropfen. Im akuten Stadium wird dies durch eine Injektion des Medikamentes in die Bindehäute erreicht, wobei das Auge zuvor durch Augentropfen lokal betäubt wird. Die Therapie wird anschließend vom Besitzer durch das Einbringen von Augensalben weitergeführt. Der Behandlungserfolg muß dann in regelmäßigen Abständen durch den Tierarzt überprüft werden. In den meisten Fällen können die Augensalben schrittweise reduziert werden, müssen jedoch während des gesamten Lebens des Hundes in niedriger Dosierung (mindestens 1x täglich) weiter verabreicht werden, um weitere Krankheitsschübe zu vermeiden. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Erkrankung nur schwer medikamentell zu beeinflussen und führt in nahezu allen Fällen zur Erblindung des Tieres. In diesen Fällen besteht die Möglichkeit, die oberen pigmentierten (verfärbten) Hornhautschichten chirurgisch abzutragen und somit das Sehvermögen des Tieres wieder herzustellen. Dieser Eingriff wird in Vollnarkose vorgenommen und kann, da die Hornhaut nur eine begrenzte Dicke hat, nicht beliebig oft wiederholt werden. Er sollte daher nur als "ultima ratio" reserviert bleiben, zumal durch diese Operation die Erkrankung nicht ursächlich geheilt wird.


Was kann der Hundebesitzer selbst tun?

Die wichtigste Aufgabe des Besitzers ist neben der aufmerksamen Beobachtung jeder Augenveränderung seines Tieres die konsequente Verabreichung der vom Tierarzt verordneten Medikamente und die regelmäßige Wiedervorstellung des Patienten zu den Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Tierarzt. Desweiteren sollten möglichst alle Faktoren ausgeschaltet werden, die den Ausbruch der Krankheit verursachen. In diesem Zusammenhang ist es von besonderer Bedeutung, den Hund vor übermäßiger Sonneneinstrahlung zu schützen, da der kurzwellige Anteil des Sonnenlichtes nachgewiesenermaßen das Auftreten akuter Krankheitsschübe verursacht.

Die Vorbeugung, d.h. das Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung, ist der wichtigste Aspekt bei der Bekämpfung dieser Erkrankung!