Erste
Hilfe am Hund
NOTFALL - ABC (nach Dr. Hauck)
Als Erste- Hilfe dieser Extrem-Notfälle ist ebenso wie beim Mensch
das Notfall- ABC- Schema anzuwenden:
A = Atemwege freihalten ·kurzer
Blick ins Maul, ob Erbrochenes den Kehlkopf verstopft und gegebenenfalls
das Erbrochene entfernen
B = Beatmen ·Der gesunde Hund
macht 10-30 Atemzüge pro Minute. Das Atemvolumen beträgt
dabei 15ml/kg KGW ein 15 kg schwerer Hund atmet etwa 225ml Luft pro
Atemzug ( entspricht dem Inhalt eines Cola-Glases ) Ist der Puls deutlich
fühlbar, kann bei vermutetem Atemstillstand zunächst versucht
werden, durch Klopfen des Brustkorbes eine spontane Atembewegung auszulösen.
Beim Ausbleiben von Atembewegungen muss mit der Mund zu Nase-Beatmung
begonnen werden.
Mund - zu - Nase - Beatmung:
Dabei wird der Kopf ähnlich des Menschen gestreckt, das Tier
liegt jedoch in Seitenlage.
·Zunge zwischen die Schneidezähne ziehen, Lefzen geschlossen
gehalten. Eigene Ausatemluft durch beide Nasenlöcher blasen.
Am einfachsten wird der Kopf mit einer Hand fixiert, der Daumen und
der Zeigefinger bilden einen Ring um die Nasenöffnung und der
Mund wird fest auf diesen Ring aufgesetzt.
·Das Atemvolumen richtet sich nach der Größe des
Tieres ( 15ml/kg ). Die Bewegung des Brustkorbes während der
Atemspende sollte deshalb im Auge behalten werden
·Zur Beatmung sind 8 - 12 Atemzüge pro Minute ausreichend,
bei kleinen Tieren die höhere Anzahl.
·Da bei dieser Atemtechnik gleichzeitig mit dem Aufblähen
des Magens gerechnet werden muss, ist sie für eine längerfristige
Beatmung weniger geeignet. Ein schnelles Intubieren durch einen Tierarzt
ist deshalb wichtig.
C = Circulation ( Kreislauf)
·Ist kein Herzschlag an der linken Brustwand sichtbar oder
fühlbar, wird der Puls kontrolliert. Ist auch kein Puls fühlbar
( Ruhe bewahren, beide Seiten kontrollieren ) kann eine Herzmassage
versucht werden. Kleine Hunde werden in Seitenlage gelegt. Große
Hunde können leicht mit dem Brustkorb aufgerichtet werden. Die
linke Hand wird flach auf den brustbeinnahen Brustkorb in Herznähe
aufgelegt, der Handballen der anderen Hand wird auf die flache Hand
aufgelegt. Es werden 10-15 kurze Stöße auf die linke darunter
liegende Hand ausgeführt. Durch diese Zweihandmethode wird das
Risiko der Rippenbrüche reduziert. Bei sehr kleinen Tieren kann
auch mit einer Hand das Brustbein um griffen werden und mit Daumen
einerseits und Zeigefinger/Mittelfinger andererseits die Massage durchgeführt
werden. Den Stößen folgt eine genauso lange
Pause bis zur Wiederholung. Nach jeweils 3-5 Massageintervallen erfolgt
eine Beatmung sowie Kontrolle des Pulses. Diese Herzmassage sollte
bei Ausbleiben einer Herztätigkeit bis zu 15 Minuten durchgeführt
werden. Setzt die Herztätigkeit wieder ein, sollte die Beatmung
und der Puls weiter kontrolliert werden
Blutungen stillen: Das Abbinden von Gliedmaßen mit sehr starken
Blutungen kann schon während der ABC-Maßnahme mit in die
Tätigkeiten einbezogen werden, besonders wenn mehrere Personen
an der Rettung beteiligt sind. Blutvolumen 100ml/kg KGW : Eine starke
Blutung aus einer Gliedmaße bei einem kleinen Tier kann sich
schnell zu einem hohen Blutverlust mit zusätzlich negativen Einfluss
auf den Organismus auswirken. Zu Beachten ist jedoch auch, dass der
Blutverlust oftmals größer aussieht als Blut wirklich ausgetreten
ist.
Erste Hilfe bei Hunden
Autounfall
Wenn ein Tier vom Auto angefahren wurde, gilt es zunächst einmal
Ruhe zu bewahren. Die meisten schwerverletzten Tiere versuchen vom
Unfallort zu fliehen. Dies verschlimmert in aller Regel die Verletzungen,
das Tier kann sich verlaufen und somit einer dringend notwendigen
tierärztlichen Behandlung entgehen.
Hier gilt es zunächst, das Tier nicht eine Sekunde unbeaufsichtigt
zu lassen. Daher sollte man evtl. Passanten bitten, den nächsten
Tierarzt anzurufen, oder aber man nimmt das Tier - sofern möglich
- mit in die nächste Telefonzelle.
Verliert das Tier Blut aus dem Mund, so ist es in eine Seitenlage
zu bringen, wobei man möglichst die Zunge ein wenig herauszieht,
damit es nicht zu einer Erstickung kommt. Auch sollte man den Rachenraum
mit einem Taschentuch von Blut und Speichel befreien.
Augenverletzungen
Vorsicht bei Augenverletzungen ! Fremdkörper müssen behutsam
aus dem Auge entfernt werden, damit sie die Hornhaut nicht weiter
verletzen können, danach gründlich mit Wasser ausspülen.
Bißwunden
Bißwunden sind oft punktförmig, klein aber tief. Sie sollten
gespült und offen gehalten werden.
Blutungen
Normale Wunden hören nach spätestens 5 Minuten von selbst
auf zu bluten. Ist das nicht der Fall, so ist vor der Behandlung durch
den Tierarzt eine Sofortmaßnahme notwendig. Bei starken Blutungen
kann man einen Druckverband anlegen. Hierzu wird ein Päckchen
Verbandmull auf die blutende Stelle gedrückt und fest mit einer
möglichst elastischen Binde umwickelt. Handelt es sich um eine
Körperstelle, an der es nicht möglich ist, einen Druckverband
anzulegen, so kann man oft auch durch direkten Druck mit der nackten
Hand über mehrere Minuten die Blutung zum Stillen bringen. Blutungen
an den Gliedmaßen und am Schwanz können auch durch Abbinden
der Gliedmaße gestillt werden. Das sollte allerdings von einem
Laien möglichst nur im Falle von Lebensgefahr für das Tier
durchgeführt werden. Wenn die Blutung zum Stillstand gekommen
ist und keine weiteren Komplikationen auftreten, sollte man das Tier
dem Tierarzt vorstellen, der dann entscheiden wird, ob die Wunde genäht
werden muss oder von selbst verheilt.
Blutende Wunden
Bei nicht stark blutenden Wunden das Fell um die Wunde kurzschneiden
und mit 3% Wasserstoff- Peroxid- Lösung oder Essigsaurer Tonerde
desinfizieren. Bei Gefahr der Verschmutzung einer Wunde einen Verband
anlegen der gut gepolstert und nicht zu fest sitzen darf. Blutet eine
Wunde, sollte man sie kurz bluten lassen, damit der grobe Dreck herausgespült
wird. Kommt die Blutung nach 10 Minuten nicht zum Stillstand, nehmen
Sie eine Mullbinde und drücken sie mit leichten Druck auf die
Wunde (nicht tupfen oder reiben und die Wundränder müssen
zusammen führen). Sickert das Blut durch die Mullbinde hindurch,
nicht gegen eine neue auswechseln, sondern eine weitere auf die erste
legen. Kommt die Blutung nicht zum Stillstand, einen Druckverband
anlegen und sofort zum Tierarzt fahren.
Herzmassage
Wenn man weder Puls noch Herzschlag fühlen kann und auch keine
Atmung mehr spürbar ist, so kann man mit einer äußeren
Herzmassage versuchen, die künstliche Beatmung zu unterstützen.
Sinnvoll ist eine Herzmassage nur in der Kombination mit künstlicher
Beatmung. Hierzu legt man das Tier in die rechte Seitenlage auf einen
festen Untergrund. Dann legt man die Finger je einer Hand auf beide
Seiten über der Herzgegend und drückt sehr kräftig,
dann lässt man mit dem Druck nach und drückt erneut fest
zu. Diesen Vorgang sollte man bis zu 70mal in der Minute wiederholen.
Ist die Herzmassage wirksam, so sollte man bei jedem erneuten Druck
einen Pulsschlag fühlen. Über einen evtl. Schaden am Brustkorb
muss man sich in diesem Moment keine Gedanken machen, da die Wiederherstellung
des Kreislaufes viel wichtiger ist. Auch wenn das Herz wieder schlägt,
so kann das Tier weiterhin bewusstlos bleiben. Hier ist nun schnellstmöglich
ärztliche Hilfe zu suchen.
Krampfanfälle
Krampfanfälle sind Störungen des Verhaltens und der Bewegungsabläufe,
die meistens durch Vergiftungen hervorgerufen werden. Auch hier gilt
in erster Linie Ruhe zu bewahren. Man legt eine Decke oder ein Handtuch
über das Tier und versucht schnellstmöglich einen Tierarzt
zu erreichen. Vorsicht ist geboten, da das Tier sich durch die Krämpfe
in einer Ausnahmesituation befindet und selbst der friedlichste Hund
oder die sanfteste Katze in diesem Zustand um sich beißen können.
Künstliche Beatmung
Hierzu horcht man zunächst mit dem Ohr auf der Brust des Tieres
nach Herzschlägen. Sind weder Herzschläge noch Puls spürbar,
die Pupillen weit geöffnet und reaktionslos, so ist wahrscheinlich
mit dem bereits eingetretenen Tod des Tieres zu rechnen. Sind noch
schwache Reaktionen spürbar, so muss umgehend die künstliche
Beatmung einsetzen. Zunächst öffnet man den Mund und schaut
nach evtl. Fremdkörpern im Rachen, die zu entfernen sind. Auch
Blut und Schleim sollten entfernt werden. Nachdem man tief eingeatmet
hat, nimmt man die Nase des Tieres zwischen die Lippen und atmet aus.
Der Mund des Tieres bleibt dabei geschlossen. Beim Ausblasen des Atems
ist darauf zu achten, ob sich der Brustkorb des Tieres dehnt. Dieser
Vorgang wird ca. fünf- bis sechsmal in der Minute wiederholt,
solange, bis das Tier wieder selbständig atmet.
Schock
Eine der häufigsten Ursachen für einen Schock ist hoher
Blutverlust. Anzeichen für einen Schockzustand sind auffällige
Aktivitätslosigkeit, Depression und fehlende Reaktion auf Umweltreize,
extrem hohe Herz- und Atemfrequenz sowie sinkende Körpertemperatur,
wobei sich die Extremitäten (Beine und Pfoten) des Tieres kalt
anfühlen. Deutlich erkennbar ist ein Schock an der verlangsamten
Füllungszeit der Kapillare. Hierzu drückt man mit einem
Finger fest gegen das Zahnfleisch, das unter dem Druck weiß
wird. Wenn die Druckstelle nicht sofort nach dem Loslassen wieder
ihre normale Farbe erreicht, sondern länger als 5 Sekunden blass
bleibt, kann man von einem Schock ausgehen. In diesem Falle muss man
sofort mit dem Tier zum Arzt. Zum Transport muss der Hund in eine
Decke oder ein Handtuch gewickelt werden, damit die Körperwärme
stabilisiert wird.
Vergiftungen
In den wenigsten Fällen ist der Tierhalter dabei, wenn ein Hund
Gift aufnimmt. Dies wird einem meistens erst dann klar, wenn die üblichen
Vergiftungserscheinungen auftreten. Wenn man allerdings wahrnimmt,
dass das Tier Gift aufnimmt oder Vergiftungserscheinungen zeigt, so
sollte man sofort einen Tierarzt konsultieren.
Von Maßnahmen, das Tier durch Aufstreuen von Salz auf den Zungenrücken
oder durch die orale Verabreichung von einem Tee- bis Esslöffel
Wasserstoffperoxyd zum Erbrechen zu bringen, ist dringend abzuraten.
Bei ätzenden Giften kann das Erbrechen eine irreparable Schädigung
der Speiseröhre und des Rachenraumes verursachen. Nur der Fachmann
(Tierarzt) kann entscheiden, ob medikamentös das Erbrechen ausgelöst,
oder mit einer Sonde der Magen ausgepumpt wird.
Gerät eine giftige Substanz auf die Haut, so ist diese umgehend
mit viel Wasser abzuspülen und der Tierarzt um Rat zu fragen.
Ganz gleich, ob das Tier Gift geschluckt oder auf der Haut hat, auf
jeden Fall ist dem Tierarzt das Gift im Originalbehälter mitzubringen.
Verbrennungen
Verbrennungen beim Hund können sehr leicht unterschätzt
werden, da die äußeren Merkmale wesentlich anders sind,
als beim Menschen. Während beim Menschen Brandblasen Zeichen
für oberflächliche Verbrennungen sind, müssen diese
bei Verbrennungen von Hund und Katze nicht auftreten. Stattdessen
liegt das Haar an der Verbrennungszone fest an der Haut. Zieht man
leicht an diesen Haaren und sie lösen sich, so liegt die Verbrennung
tiefer. Eine Sofortmaßnahme ist das Aufbringen von kaltem Wasser
bzw. Auflegen von Eiskompressen. Tiefere oder großflächigere
Verbrennungen erfordern die Behandlung durch den Tierarzt.
Transport zum Tierarzt
Vor der Fahrt Rufen Sie beim Tierarzt an, bevor Sie sich auf den Weg
machen. Ist die Praxis nicht besetzt, nennt ein Anrufbeantworter den
zuständigen Notdienst.
Tierärztliche Kliniken sind rund um die Uhr erreichbar. Wenn
beim Tierarzt bekannt ist, dass Sie zu ihm kommen, kann dort alles
für die Notfallversorgung vorbereitet werden.
Fahren Sie niemals alleine, es sei denn, das Tier ist in einem sicheren
Transportbehälter aufgehoben. Frei bewegliche Tiere im Auto können
nicht nur den Fahrer, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer gefährden.
Hunde sollten vom Besitzer oder einer vertrauten Person auf dem Rücksitz
gehalten werden, während eine zweite Person fährt.
Gelähmte Tiere sollten auf einem Brett gelagert werden, um weitere
Schäden für das Rükkenmark durch Bewegung der Bandscheibe
zu vermeiden.
Zeigt der Hund Abwehrreaktionen, kann es aus Gründen der eigenen
Sicherheit nötig sein, ihm zur Untersuchung und zum Transport
ein Schnauzenband anzulegen. Dazu bilden Sie mit einem festen Band
oder einer Binde eine größere Schlinge und ziehen sie über
der Schnauze des Hundes mit einem festen Ruck zu. Die Enden werden
dann unter dem Kiefer gekreuzt und hinter dem Kopf mit einer Schleife
zugebunden.